Martinez, Maria Anna - Sinfonie C-Dur

Maria Anna (andere Schreibweise: Marianne) Martines wurde am 4. Mai 1744 in Wien geboren. Da ihr Vater, Nicolò Martines, Zeremonienmeister des apostolischen Nuntius in Wien war, bestanden enge Kontakte der Familie zum Wiener Hof. Pietro Metastasio, seit 1730 Hofpoet in Wien, war mit der Familie Martines eng befreundet und wohnte in deren Haus am Kohlmarkt. Er war es vermutlich auch, der das außergewöhnliche Talent der jungen Maria Martines erkannte und etwa ab 1753 die Verantwortung für ihre Ausbildung übernahm. Zu den Lehrern der jungen Maria Martines gehörten auf Veranlassung Metastasios Nicolò Porpora, Joseph Haydn (zeitweise ebenfalls Bewohner des Hauses Martines am Kohlmarkt), Johann Adolf Hasse und Giuseppe Bonno.

Im Rahmen dieser breiten und fundierten musisch-literarischen Ausbildung zeigte sich früh ihr außerordentliches Talent. Ob die Aufführung ihrer dritten Messe 1761 in der Michaelerkirche ihr erster öffentliche Auftritt als Komponistin war, ist nicht gesichert, die 17-Jährige wurde anlässlich dieser Aufführung jedenfalls als komponierendes Wunderkind gefeiert. Sie komponierte weiterhin regelmäßig, 1767 wurden zwei ihrer Klaviersonaten bei Johann Ulrich Haffner (Nürnberg) gedruckt.

Als erste Frau wurde sie 1773 in die Accademia Filarmonica di Bologna aufgenommen. Sie etablierte sich nun in Wien als Komponistin, Cembalovirtuosin und Sängerin, weiterhin gefördert durch Metastasio und den Wiener Hof. Sie veranstaltete häusliche Akademien, die von zahlreichen ansässigen und durchreisenden Musikern und Künstlern geschätzt und rege frequentiert wurden, so u. a. auch von Mozart.

1782 wurde ihr Oratorium „Isacco, figura del redentore“ nach dem Text von Metastasio aufgeführt. Wenig später starb dieser und hinterließ Maria Martines und ihren Geschwistern sein Vermögen, so dass auch Maria Martines versorgt war und nicht unter dem Druck stand, aus ökonomischen Gründen eine Ehe einzugehen. In den Jahren zwischen 1780 und 1790 führte sie eine Singschule, die als Vorläuferinstitution des Wiener Konservatoriums gilt. Am 12. Dezember 1812 starb Maria Martines in Wien.


 Nachtrag (während des Konzerts ergänzend mündlich vorgetragen)

Maria Martines war als Komponistin ziemlich produktiv. Zwischen 50 und 100 Werken sollen es gewesen sein, auch wenn viele davon verloren gegangen sind. Nachweisbar sind neben der Sinfonie, die wir heute hören, mehrere Oratorien, Messen und Psalmvertonungen für Soli, Chor und Orchester, zwei Cembalo- bzw. Klavierkonzerte, Klaviersonaten, eine Orchesterouvertüre sowie diverse a-capella-Chorwerke, Solo-Kantaten, Lieder und Arien, die heute nach und nach wieder der Öffentlichkeit zu Gehör gebracht werden.

Doch warum geriet Maria nach ihrem Tod 1812 überhaupt so schnell in Vergessenheit?

Abgesehen davon, dass sie in den letzten Jahren ihres Lebens eher zurückgezogen lebte, lag es vor allem daran, dass sie als Frau in die Welt des höchsten Adels hineingeboren worden wurde. Ihr Vater hatte als eine der wichtigsten Personen des päpstlichen Botschafters in Wien Zugang zu den höchsten Kreisen, und ihre Familie selbst wurde im Januar 1774 von der Kaiserin Maria Theresia persönlich in den erbländischen Ritterstand erhoben. Entsprechend war auch ihre musikalische Ausbildung.

Sich das klar zu machen ist insofern wichtig, weil die Musik jener Zeit, also das, was wir als heute als „Frühklassik“ beschreiben, eine absolut höfische Musik war. Entsprechend wurde Maria Martines wie gesagt ausgebildet und entsprechend legte sie ihre Werke stilistisch an, also eher „konservativ“. Heute würde man sagen: sie komponierte „zielgruppenorientiert“. Ihr Publikum war ein höfisches Publikum.

Wien erlebte jedoch ab den 1770ern einen allmählichen Wandel in der Musik, der spätestens ab den 1780ern mit den in den Wiener Vorstädten entstehenden Theater eine ganz andere Dynamik erhielt. Zum einen wurde durch diese Theater die höfische Musik dem breiten Bürgertum zugänglich, zum anderen erhielten Komponisten mit dem Bürgertum auch eine neue musikalische Zielgruppe, für die sie komponieren konnten. Haydns Sinfonien in dieser Zeit werden merklich volkstümlicher, und Mozarts „Zauberflöte“ ist alles, nur keine höfische Oper mehr.

Maria Martines aber bewegte sich ausschließlich in höfischen Kreisen. Als Tochter des Zeremonienmeisters des päpstlichen Botschafters konnte sie nicht aus diesen höfischen Kreisen heraus. Ihr war als Frau der Zugang zu dieser bürgerlichen Welt verwehrt, der Umgang mit dieser Welt galt für sie als unschicklich. Und so kam ihr höfischer Kompositionsstil ab den 1770er Jahre allmählich aus der Mode. Auch wenn sie als Sängerin und Pianistin noch immer hochgeachtet war, gab es für ihre Kompositionen ausgangs des 18. Jahrhunderts nur noch wenig Bedarf und noch weniger Interesse, sie zu drucken, zu veröffentlichen und der Nachwelt zugänglich zu machen.
Hinzu kam die Tatsache, dass sie eben eine Frau war. Während Komponisten wie Haydn über ihre Anstellungen als Kapellmeister immer die Möglichkeit der öffentlichen Wahrnehmung hatten, kam ihr die Rolle der „Dilettantin“, der „musikalischen Liebhaberin“ zu, für die die Rolle der „professionellen Musikerin“ oder gar „Komponistin“ unpassend war.

Und wir müssen eigentlich noch weiter gehen, denn es gibt Anzeichen, dass ihr wohlmeinender Mentor Pietro Metastasio weit weniger wohlmeinend war, als es den Eindruck hat, sondern dass er Maria sehr streng in ihren musikalischen Bemühungen einschränkte, um sie gezielt nach seinen Vorstellungen formen zu können.

Vor diesem Hintergrund müssen wir heute in der Rückschau feststellen, dass Maria Martines leider dann doch nur eine gute, aber dennoch eher unbedeutende komponierende Frau war. Aber nicht unbedeutend nicht aufgrund ihrer Leistung, sondern nur deshalb, weil sie eine Frau war. Man gab ihr nicht die Chance, bedeutend zu werden. Man gab ihr nicht die Chance, eine Komponistin im professionellen Sinne zu werden, sondern verdammte sie zur Rolle einer Dilettantin, auch wenn der Begriff des Dilettanten, des „kundigen und wissenden Liebhabers“ damals noch eine positivere Bedeutung des als heute hatte.

Umso wichtiger ist es, Maria Anna Martinez heute sichtbar und hörbar zu machen. Und nicht nur sie, sondern alle zu Unrecht vergessenen Komponistinnen, die bis weit in das 20. Jahrhundert hinein vor allem unter einen entscheidenden Nachteil leiden mussten: sie waren Frauen.

Auch um diesen Teufelskreis zu durchbrechen hören wir nun also die Sinfonie C-Dur von Maria Anna Martines.

Wir sind anders!

Wenn Deine Vorstellung von Studentenverbindung eine Gruppe saufender Männer mit seltsamen Ansichten ist, dann müssen wir Dich enttäuschen. Zum einen ist das ein ziemlich seltsames Bild, zum anderen sind wir das definitiv nicht. Was wir genau sind, ist allerdings mit wenigen Worten nicht zu erklären. Wir sind nicht einfach nur ein "Verein". Manches was wir machen, ist eigentlich nicht neu, aber wir sind trotzdem bereit, es ganz anders zu machen. Vor allem aber wollen wir neue Sachen ausprobieren - und wenn Du eine Idee zu etwas Neuem hast, dann bist Du vielleicht bei uns goldrichtig! Denn manchmal machen auch wir verrückte Sachen! [mehr]

Unser Orchester

ist noch jung, und auch wenn wir ein ganz klassisches Programm haben, richtet es sich insb. an die, die noch nicht so viel Erfahrung besitzen oder vielleicht ihr Instrument längere Zeit nicht spielen konnten und jetzt wieder anfangen möchten. Deswegen gibt es bei uns auch kein Vorspielen. [mehr]

Deine Idee

Wir wollen offen sein für kreative musische Gemeinschaftsaktionen. Wenn Du also eine musisch-kulturelle Idee hast, die Du schon immer einmal mit anderen Menschen zusammen umsetzen wolltest, dann melde Dich bei uns. Daraus lässt sich sicher etwas machen! [Mail]

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.